In einem wissenschaftlichen Aufsatz spürt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in einer Inventur der Artenvielfalt dem Mythos der angeblich artenreichen Buchenwälder in Deutschland nach, für die durch ihre vermeintlichen Alleinstellungsmerkmale besonderer Schutz bis hin zu großflächigen totalen Nutzungsverzichten notwendig wären. 

Buchenwälder, vor allem sogenannte „Alte Buchenwälder“, stehen nicht zuletzt seit der Veröffentlichung des Koalitionsvertrags der Ampelregierung im Fokus der Forstpolitik. Der Einschlag in alten, naturnahen Buchenwäldern solle gestoppt werden, heißt es dort. Aber warum eigentlich? Eine Studie hat nun die Artenvielfalt von Buchenwäldern untersucht und sie mit der von anderen Waldtypen verglichen:

Das Ergebnis der Arbeit von Stefan Müller-Kroehling überrascht. So galten Buchenwälder forstwissenschaftlich eigentlich schon länger als artenarm, bis sie als „potenzielle natürliche Vegetation“ und „natürliche Waldgesellschaft“ in Naturschutzfachkreisen eine verstärkte Aufmerksamkeit und waldbauliche Förderung erfuhren. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass ohne menschliche Eingriffe Buchen einen großen Teil des Waldes in Deutschland dominieren würden. 

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit der LWF lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • die Gesamtartenvielfalt in Buchenwäldern ist nicht überdurchschnittlich,
  • von allen Vergleichswäldern hatten die Buchenwälder die wenigsten Arten, die ausschließlich in diesem Waldtyp vorkommen

Die Schlussfolgerung der Studie: Die überproportionale Fixierung des Naturschutzes auf Buchenwälder ist auf Basis der dort gemessenen Biodiversität nicht gerechtfertigt.

Vor diesem Hintergrund ist eine Neubewertung der immer strenger werdenden Schutzbestimmungen für Buchenwälder auf allen politischen Ebenen zwingend notwendig, besonders der Sinnhaftigkeit der diesbezüglichen Aussagen des Koalitionsvertrags der Bundesregierung. Der „Naturschutzhype“ um die Buchenwälder findet sich bereits auch in der Politik vieler Bundesländer wieder. So etwa in Form von Einschlagsstopps für Buchenwälder in Hessen und Rheinland-Pfalz oder durch Bewirtschaftungsauflagen auf Flora-Fauna-Habitatflächen, immerhin 17% der Waldfläche in Deutschland, die zu Erntemengen weit unterhalb des jährlichen Zuwachses bei der Buche führen. 

„Es steht zu befürchten, dass der Niedergang der im ländlichen Raum verwurzelten Betriebe, die nachhaltig das heimische Holz nutzen, zugunsten von Produkten aus weniger nachhaltiger Produktion weltweit in Kauf genommen wird, um vordergründig naturschutzfachliche Ziele zu verfolgen, die auch anderweitig zu erreichen wären. Denn die Menschen haben nach wie vor Bedarf an diesen Holzprodukten, sie werden dann halt woanders auf der Welt weiter hergestellt werden.“ so Dr. Carsten Merforth, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Rohholz.

Gegenstand der Untersuchung war ein breites Spektrum der Biodiversität von Boden- und Streubewohnern, totholzbewohnenden Käfern, Bewohnern des Blattraumes sowie Wirbeltieren, Pilzen und Pflanzen, wodurch ein ganzheitliches Bild erfasst werden konnte.

„Der Buchenwald soll damit nicht schlecht geredet werden, aber inzwischen „fördern“ wir so die Verbreitung der artenärmsten Waldvariante, die wir haben. Ähnlich wie bei der Fichte gilt auch für den Buchenreinbestand: Der Schlüssel zu mehr Artenvielfalt liegt in heterogenen Waldstrukturen. Dafür bedarf es aktiver Forstwirtschaft und keinen Nutzungsverboten“, ergänzt Lukas Freise, Geschäftsführer der AGR.

 

Rechts finden Sie die Pressemitteilung der AGR und die Studie der LFW als PDF zum herunterladen.

 PM Biodiversiät und Buchenwälder

Dateiname:. 2023.03.10_Biodiversität_Buchenwald

Dateityp: PDF
Dateigröße: 210 KB

Studie Biodiversiät und Buchenwälder

Dateiname:. AFZ2022_mueller-kroehling__biodiversitaet_und_buchenwaelder.pdf
Dateityp: PDF
Dateigröße: 513 KB