Neue Studie bestätigt: Waldumbau gelingt nur durch “unterstützte Migration”
Die Studie “Assisted tree migration can preserve the European forest carbon sink under climate change”, veröffentlicht am 25.07.2024, untersucht die Möglichkeiten der „unterstützten Migration“ (assisted mirgration) in die europäischen Wälder. Die Studie steht unter der Leitung des österreichischen Bundesforschungszentrums für Wald (BFW). Das internationale Forschungsteam, zu dem auch das Thünen-Institut für Waldökosysteme gehört, betont die entscheidende Rolle der „unterstützten Migration“ (assisted migration, AM). Unter dieser wird die Einbringung „nicht heimischer“ Baumherkünften verstanden. Hintergrund der Studie sind die Auswirkungen auf des Klimawandels auf die europäischen Wälder und deren damit verbundene Rolle als langfristige Kohlenstoffsenke.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahl geeigneter Samenherkünfte entscheidend ist, um die Anpassungsfähigkeit der Wälder an den Klimawandel zu verbessern und die Kohlenstoffspeicherung zu maximieren. Es wurden Szenarien der „unterstützten Migration“ für sieben wichtige europäische Baumarten modelliert und die Auswirkungen der Auswahl von Arten und Saatgutprovenienzen unter Berücksichtigung von Umwelt- und genetischen Variationen auf die jährliche oberirdische Kohlenstoffsenke der Wälder analysiert. Für die sieben untersuchten Baumarten ergaben sich folgende geeignete Herkünfte:
- A. alba, Weißtanne: kalte trockene Regionen, Karpaten
- P. abies, Normanntanne: Breite Herkunftsgebiete mit regionalen Eignungen
- P. sylvestris, Waldkiefer: Breite Herkunftsgebiete mit regionalen Eignungen
- L. decidua, Europäische Lärche: Tiefere Gebirgsregionen, östliches Mitteleuropa und polnisches Tiefland
- F. sylvatica, Rotbuche: Alpine und atlantische Regionen
- Q. patreae, Trauben Eiche: Alpine und atlantische Regionen
- Q. robur, Roteiche: Mittel- und Südosteuropa
Nadelbäume spielen eine zentrale Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung, aber deren Anteil nimmt unter extremen Klimabedingungen ab, wenn nicht angepasste Samenquellen verwendet werden. Eine erhebliche Reduktion der Kohlenstoffspeicherung droht, wenn nur „lokale Samenquellen“ genutzt werden, insbesondere unter extremen Klimaszenarien.
Methodik:
Die Studie nutzt verschiedene Klimamodelle (regional climate models RCM), Artenverteilungsmodelle (species distribution models SDM) und universal response functions URF), um die besten Baumarten und Samenherkünfte für zukünftige Klimabedingungen zu identifizieren.
Datenbasis: Langjährige Provenienzversuche lieferten empirische Daten zur Anpassungsfähigkeit und Kohlenstoffspeicherleistung der Bäume unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen.
Unsicherheitsanalyse: Die Kombination der verschiedenen Modelle hilft, Unsicherheiten in den Vorhersagen zu quantifizieren und die Stabilität der Ergebnisse zu gewährleisten.
Ausblick:
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass durch gezielte Auswahl von Baumarten und Samenherkünften die Resilienz der europäischen Wälder gegenüber dem Klimawandel erhöht werden kann. Dies hat positive Implikationen für die Nachhaltigkeit und Produktivität der Wälder. Weitere Forschung und internationale Zusammenarbeit sind notwendig, um die besten Praktiken für die Anpassung der Wälder zu entwickeln und mögliche Kompromisse zwischen Produktivität und ökologischen Zielen zu identifizieren.
Kritik:
Die gesamte Auswertung der Herkunftseignung bezieht sich auf die Untersuchung von Monokulturen in einem Forschungsbereich von 100 Hektar. Dies wirkt sich vor allem auf die Aussage der Studie zur Stabilität der in der Studie kritisierten Nadelwälder aus.
Titel: Assisted tree migration can preserve the European forest carbon sink under climate change
Dateityp: PDF
Dateigröße: 4 MB