BWI IV: Holzvorrat ist häufig noch zu hoch
Berlin, 08.10.2024: Mit der Veröffentlichung der Zahlen zur vierten Bundeswaldinventur hat Bundesminister Cem Özdemir den Fokus der Öffentlichkeit auf den Wald, aber auch auf die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Holz und die Folgen des Klimawandels für die Gesellschaft gesetzt.
„Dass der Holzvorrat nicht mehr die gleiche Höhe hat wie 2017, also vor den großen Schäden 2018-2020, dürfte niemanden überraschen, der sehenden Auges durch die großen Schadgebiete im Westen Deutschlands oder in Thüringen geht“, kommentiert Dr. Carsten Merforth, Sprecher der AGR, die Zahlen. Entscheidend sei eine nüchterne Interpretation der Faktenlage im Wald. Während der Holzvorrat in einigen Landesteilen abgenommen hat, ist er an anderen nach wie vor noch (zu) hoch. „Die Veränderung der Baumartenmischung oder etwa die Entwicklung der Stammdurchmesser müssen regional betrachtet werden, um von einfachen Aussagen zum Holzvorrat zu sinnvollen Schlussfolgerungen für die Gesellschaft und die Holzwirtschaft zu kommen.“
Zu hohe Holzvorräte sind eine schwere Hypothek für das Ökosystem Wald, sie erhöhen das Risiko für große Schadereignisse durch Waldbrände, Stürme oder Borkenkäfer. So kann ein kontrolliertes Absenken der Vorräte durch maßvolle Einschlagsmaßnahmen zur Verjüngung des Waldes und auch zur Stabilisierung durch eine größere Mischung von Baumarten beitragen. „Neben den Maßnahmen zur Wiederbewaldung der Schadflächen ist auch nach der BWI IV der konsequente Waldumbau für Klimaschutz in und mit dem Wald die Hauptpriorität der Forstwirtschaft in Deutschland“, so Merforth. Mit Sorge blickt er dabei in den Inventurzahlen auf den rückläufigen Anteil von Nadelholz in der jüngeren Waldgeneration: Mischwald bedeute nicht den Verzicht auf Nadelholz. Man brauche Konzepte, die den Nadelholzanteil langfristig bei mindestens 50% stabilisieren; die Gesellschaft und die Industrie in Deutschland haben eine hohe Nachfrage nach Nadelholz, für das langfristig eine heimische Rohstoffbasis erhalten bleiben muss, um die heimische Nachfrage nach Holzprodukten auch in Zukunft mit heimischen Produkten befriedigen zu können.
Wenn die vierte Bundeswaldinventur aus Sicht der Rohholz nutzenden Unternehmen eines gezeigt hat, dann, dass der Umgang mit dem Klimawandel und seinen Folgen die größte Herausforderung für die Forst- und Holzwirtschaft bleibt. Seine Auswirkungen werden auch in Zukunft überregional spürbar sein. Umso wichtiger sind Konzepte für das vorbeugende Management von Großschäden im Wald. „Hier sind wir zur Zeit der BWI IV leider nicht viel weiter als vor zehn Jahren zur BWI III. Die Politik ist dringend gefragt, die gesetzlichen, regulatorischen und förderpolitischen Grundlagen zu schaffen, um in Zukunft besser und schneller auf Kalamitäten reagieren zu können und Marktverwerfungen zu vermeiden“, so Merforth abschließend.
„(…)Die Politik ist dringend gefragt, die gesetzlichen, regulatorischen und förderpolitischen Grundlagen zu schaffen, um in Zukunft besser und schneller auf Kalamitäten reagieren zu können und Marktverwerfungen zu vermeiden.“