Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz: AG Rohholz spricht sich gegen geplante Waldstilllegungen aus

Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz: AG Rohholz spricht sich gegen geplante Waldstilllegungen aus

Berlin, 30.09.2025: Im am Montag den 29.9.2025 veröffentlichten Plan zur Weiterentwicklung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK), durch das Bundesumweltministerium (BMUKN) finden sich extrem widersprüchliche und kritische Positionen: Ein politischer Streit ist hier vorprogrammiert.

Der wohl folgenschwerste Vorschlag beinhaltet ausgerechnet eine Änderung des Bundeswaldgesetzes, die der Bundesregierung in Form von Vollzugsermächtigungen erlauben würde, noch festzulegende kurzfristige Maßnahmen bei Untererfüllung der vorgegebenen Sektorziele zu fassen. „Diese Maßnahme erinnert an einige der kritischsten Passagen in der zu Recht gescheiterten letzten Novelle des Bundeswaldgesetzes. So kann es nicht sein, dass die Bundesregierung unter dem Deckmantel des Klimaschutzes Planungssichert und Rechte von Eigentümern und Industrie untergräbt“, so Dr. Carsten Merforth, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Rohholz. Sonst finden sich im Entwurf zwar wenig ordnungsrechtliche, aber dafür um so kritischere förderrechtliche Passagen. So sollen mit den inzwischen mehr als vier Fördermilliarden im ANK im großen Stil Laubwälder aus der Nutzung genommen werden. Das Papier spricht von 100.000 Hektar Laubwald. Dazu kommen weitere Stilllegungspakete über die Pflichtanteile der Flächenstilllegung durch die Ausweitung des klassischen Förderprogramms „Klimaangepasstes Waldmanagement“, sowie das „KlimaWildnis-Programm“.

Die bestehenden Nadelholzbestände sollen zwar in langlebige Holzprodukte überführt werden, aber ohne langfristige Strategie für die Rohstoffgrundlage des Bauens mit Holz. Auf der einen Seite möchte man das Nadelholz abzuschöpfen und auf der anderen Seite das Laubholz vom Markt nehmen und gleichzeitig überall die Extensivierung fördern – das stellt eine kurzsichtige Strategie dar. Nötig ist aber eine langfristige strategische Planung für klimastabile Nadelholzbestände.

„Dankenswerterweise erkennt man nun auch im Umweltministerium, dass Holz einen wichtigen Klimaschutzbeitrag leistet. Es muss ihn aber auch langfristig leisten können, damit es seine Vorteile auch über die Sektorgrenzen hinaus ausspielen kann, wie der Wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik zurecht betont hat. Leider sieht man im Umweltministerium aber offenbar keinen Widerspruch darin, die Holznutzung zu fördern, die Waldbewirtschaftung aber empfindlich einzuschränken“, so Merforth abschließend.

 

 

Pressekontakt

Lukas Freise

 

 

EUDR Verschoben

EUDR Verschoben

Brüssel, 23.09.2025 Die für die EUDR zuständige Kommissarin verkündet, dass sie die Verlängerung der Übergangszeit um ein weiteres Jahr beabsichtigt: die offizielle Begründung für die EUDR-Verschiebung sind Computerprobleme! 

Im offiziellen Schreiben der für die EUDR zuständigen Kommissarin Roswall an den Vorsitzenden des Umweltausschusses im EU-Parlament spricht diese davon, dass man nach ausführlicher Evaluation der zu erwartenden Datenmengen in der EU-Datenbank Information System davon ausgehen musste, dass dieses dem Ansturm an Anfragen nicht würde standhalten können. Die Kommissarin gibt damit indirekt zu, dass man den Umfang der vor allem nachgelagerten Sorgfaltserklärungen deutlich unterschätzt und die Implementierung der API-Schnittstelle in der ursprünglichen Berechnung nicht mit einbezogen hatte. 

Die Unzulänglichkeiten der IT-Infrastruktur der EU mögen eine Rolle spielen, das Timing der Verlängerung lässt doch eher auf außenhandelspolitischen Druck schließen. So wurde heute etwa ein Freihandelsabkommen mit Indonesien verkündet, dem größten Händler mit dem EUDR-Relevanten Rohstoff Palmöl. Auch die Verhandlungen mit den USA und den MERCOSUR-Staaten hatten eigentlich schon Zugeständnisse bei der EUDR notwendig gemacht. Inzwischen liegen Vorschläge für stärker risikobasierte Ansätze der EUDR vor, die Waldbesitzer, aber gerade auch nachgelagerte Unternehmen von Umsetzungsverpflichtungen ausnehmen könnte, wenn eine risikobasierte Datenerhebung am Anfang der Kette bereits stattgefunden hat. 

Würde die EUDR auf Basis dieser Prämissen umgebaut, dann würden davon am Ende auch die EU-Computersysteme profitieren, weil sie deutlich weniger Datenverkehr zu schultern hätte. Zunächst einmal müssen aber EU-Parlament und Rat der Verlängerung zustimmen, was aber als wahrscheinlich gilt. 

 

 

AG Rohholz kritisiert kurzsichtige Empfehlungen zum Natürlichen Klimaschutz

AG Rohholz kritisiert kurzsichtige Empfehlungen zum Natürlichen Klimaschutz

Berlin, 04.08.2025: In einem kürzlich veröffentlichten Gutachten zur Weiterentwicklung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz, einem wichtigen Förderprogramm des Bundesumweltministeriums, fordern die Experten Nutzungsverbote auf insgesamt 110.000 Hektar Wald – aus Sicht der AGR ein fataler Irrweg.

Konkret fordern die Wissenschaftler finanzielle Anreize für Extensivierungsmaßnahmen in der Bewirtschaftung von Buchenwäldern. Der steigende Holzvorrat könne, so die Idee, zur CO2 Einspeicherung und zur Erfüllung der selbstgesteckten Sektorziele für den Landwirtschafts- und Forstbereich beitragen.

Insgesamt könnten aus Bundes-, Landes und Kommunalwald 110.000 Hektar geeignete Buchenwaldflächen mit einem Alter von über 140 Jahren dauerhaft aus der Nutzung genommen werden. Die zusätzlichen CO2 Sequestrierungen würde dabei bei gut 2 Mio. Tonnen CO2 Äquivalenten liegen.

„Aus Sicht der AGR ist das Nutzungsverbot alter Buchenwälder klimaschutztechnisch hoch problematisch, da gerade ältere Wälder schneller absterben und deutlich weniger Kohlenstoff einlagern als jüngere. Nur durch eine konsequente aktive Waldbewirtschaftung, Bestandsverjüngung und den Einsatz von Holzprodukten lässt sich der Klimaschutzeffekt im Wald verstärken“, kritisiert AGR Sprecher Dr. Carsten Merforth das Gutachten. Trotz der in den jüngsten Waldinventuren noch einmal aufgezeigten großen nachhaltigen Nutzungspotenziale vor allem bei der Buche ist die Versorgung der Laubholz verarbeitenden Betriebe oft unbefriedigend; dabei müssten gerade diese Unternehmen als Garanten einer stofflichen Nutzung von Laubholz gestärkt werden.

Im Klimawandel sind pauschale Nutzungsverbote auf immer größeren Waldflächen das forstpolitisch absolut falsche Mittel. Die Wissenschaft hat klar aufgezeigt, dass sich die Einspeicherungsziele für den Waldsektor grundsätzlich nicht mehr erreichen lassen. Sie waren von Anfang an unrealistisch und müssen neu verhandelt werden. „Die Bundesregierung wäre gut beraten, in Fragen der Waldpolitik besser den Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik zu folgen, der sich ebenfalls im Juli mit einem Gutachten zum Klimaschutzbeitrag des Wald- und Holzsektors geäußert hat und davor warnt, den Klimaschutzeffekt im Waldspeicher ohne die nachfolgenden Bereiche der Holzprodukte und der Substitutionsleistungen zu betrachten. Die Förderungen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz sollten sich in Bezug auf den Wald an solchen ganzheitlichen Modellen orientieren“, so Merforth abschließend.

 

 

Holzaufkommensmodellierung 2025: AGR fordert mehr Strategien für die Rohstoffversorgung

Holzaufkommensmodellierung 2025: AGR fordert mehr Strategien für die Rohstoffversorgung

Berlin, 04.07.2025: Die Zahlen zur Holzaufkommensmodellierung zeigen einmal mehr den Spagat zwischen dem langfristigen Bedarf der Gesellschaft nach dem nachwachsenden Rohstoff Holz, dem Wald als Ergebnis der Forstwirtschaft der letzten Jahrhunderte und den Möglichkeiten, heute im Klimawandel den Wald der Zukunft zu planen.

„Das Stichwort für Gesellschaft und Industrie ist die langfristige Versorgungssicherheit. Die tatsächlichen durch den Klimawandel auftretenden Waldschäden der jüngeren Vergangenheit sowie die absehbaren der nächsten Jahrzehnte verändern die Zusammensetzung des Holzes, das der Gesellschaft als Potenzial zur Verfügung gestellt werden könnte. Umso wichtiger ist es, die politisch vorgegebenen Nutzungseinschränkungen auf ein Minimum zu begrenzen“, erklärt Dr. Carsten Merforth, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Rohholz (AGR) im Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) die frisch veröffentlichten Zahlen.

Die Zahlen der BWI und der WEHAM unterstreichen den Trend, dass gerade das stark benötigte und nachgefragte Nadelholz regional wie mengenmäßig geringer werden wird. Gleichzeitig zeigt WEHAM mehr als deutlich die Einschränkungen der Verwendbarkeit des Laubholzes. Im letzten Jahrzehnt wurden lediglich 40% des nachhaltigen Potenzials an Eiche und 45% von der Buche genutzt und dabei sind Naturschutzeinschränkungen auf der Fläche schon aus dem Potenzial herausgerechnet.

„Wo Nutzungspotenziale in den letzten Jahren nicht realisiert wurden, zeigt WEHAM uns natürlich ein noch größeres Potenzial für die Zukunft an. Das gilt vor allem für höhere Durchmesser und vor allem für Holz aus dem Kleinprivatwald. Ob das theoretisch vorhandene Holz aber tatsächlich an der Waldstraße landet, steht aber auf einer anderen Seite. Die unkritische Förderung des Laubholzes geht weiter, obwohl es auch im Klimawandel stark geschädigt wurde, wie die jüngste Waldzustandserhebung gezeigt hat. Erschwerend kommt hinzu, dass Laubholz deutlich geringere Stammholzanteil hat als Nadelholz. Das schränkt die langfristige Bindung von CO2 im Produktspeicher weiter ein, wenn Massivholzprodukte anteilig deutlich weniger werden“, kommentiert Merforth.

Vielmehr müsse man die Frage stellen, aus welchen Gründen die Nutzung im Wald bislang unterblieben ist, ob diese nicht auch in Zukunft einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Wege stehen und wie sie aus der Welt geschafft werden können. „Laut der vierten Bundeswaldinventur hat auf erschreckenden 44% der Waldfläche Deutschlands in den letzten zehn Jahren keine Holzernte stattgefunden! Jedes Bundesland muss jetzt für sich seine Hausaufgaben machen und Pläne entwickeln nicht nur für den Wald von heute und von morgen, sondern auch für die langfristige Versorgung der Gesellschaft mit dem Rohstoff Holz, der heimisch nachgefragt und produziert werden kann“, so Merforth weiter.

Um das dringend benötigte Nadelholz zu erzeugen, empfiehlt sich, in den kommenden Jungwaldpflegen bei der Mischung auf einen Nadelholzanteil von 50% oder mehr einzuplanen. Dabei sollte vor allem auf Arten gesetzt werden, die sich unter den neuen Standortbedingungen bisher als robust gezeigt haben.

In den Auswertungen der letzten Modellierungsprognose gegen die aktuellen Ergebnisse der BWI4 wird deutlich, dass besonders im Kleinprivatwald zunehmende Potenziale schlummern, deren Mobilisierung augenscheinlich leider auch zunehmend schwieriger bleiben werden. Hier besteht weiter akuter Handlungsbedarf für alle Akteure, diese Potenziale nicht zuletzt auch aus Forstschutzgründen dem Markt zugänglich zu machen.

Die aktuelle Holzaufkommensmodellierung finden sie hier: WEHAM 2025

 

 

Waldzustandsbericht: Fichten sind nicht das Problem, sondern alte Bäume

Waldzustandsbericht: Fichten sind nicht das Problem, sondern alte Bäume

Die Ergebnisse der der Waldzustandserhebung 2024 des Bundeslandwirtschaftsministeriums kommentiert Dr. Carsten Merforth, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Rohholz im Hauptverband der Deutschen Holzindustrie, wie folgt:

„Der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt, dass eine aktive Waldbewirtschaftung unerlässlich ist, um unsere Wälder an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Es gibt mittlerweile weniger gesunde als kranke Bäume im Wald und eine Erholung nach den Trockenjahren ist nicht abzusehen. Die Daten belegen, dass nicht nur Nadelbäume anfällig für die Folgen des Klimawandels sind. Laubbäume weisen sogar noch durchweg höhere Kronenverlichtungen als Nadelbäume auf.“
Die Wälder zeigen zudem Anzeichen einer Überalterung. Die Daten des Waldzustandsberichtes belegen, dass alte Bäume im Vergleich zu jungen Bäumen deutlich häufiger und stärker geschädigt sind.
„Um unsere Wälder auch für kommende Generationen erhalten zu können, müssen wir unsere Wälder deshalb konsequent verjüngen und dringend zu Gunsten von Mischbeständen und klimastabilen Baumarten umbauen“, so Merforth weiter. „Diese Bestände sollten mindestens 50 Prozent Nadelholz enthalten. Denn nur mit einem ausreichenden Anteil an Nadelholz als wichtigstem Material für den nachhaltigen Hausbau, dem mit Abstand größtem stofflichen Holzverbraucher, kann sich die positive Klimawirkung der Wälder voll entfalten. Jeder Kubikmeter Holz enthält etwa 0,3 Tonnen Kohlenstoff, der in Produkten wie Holzhäusern oder Möbeln jahrzehntelang gebunden ist. Wenn Holz dabei energieintensive Materialien wie Zement oder Stahl ersetzt, werden Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion dieser Materialien entstehen, in erheblichem Ausmaß eingespart und CO2 langfristig gebunden.“
Die aktuelle Waldzustandserhebung finden Sie hier

 

 

Holzindustrie kritisiert Förderrichtlinie „Klimaangepasstes Waldmanagement Plus“

Holzindustrie kritisiert Förderrichtlinie „Klimaangepasstes Waldmanagement Plus“

Die neue Förderrichtlinie „Klimaangepasstes Waldmanagement Plus“ (KWM+) trägt weder zur Klimaanpassung noch zu nachhaltigem Waldmanagement bei. Stattdessen drohen Mitnahmeeffekte auf Kosten der Steuerzahler, während die Holzindustrie zunehmend unter Rohstoffknappheit leidet. Die AG Rohholz (AGR) im Hauptverband der Deutschen Holzindustrie fordert die neue Bundesregierung auf, das Programm schnellstmöglich abzuwickeln.

Die Liste der geförderten waldbaulichen Ziele liest sich wie eine Reihe altbekannter umweltideologischer Plattitüden: Noch mehr Totholz, noch mehr Standortheimische Baumarten, noch größere Rückegassenabstände und dauerhafte Flächenstilllegungen in „alten“ Laubwäldern von im Schnitt nur 120 Jahren. Dafür gewährt der Staat großzügige Förderprämien aus Steuergeldern von bis zu 250 Euro pro Hektar und Jahr, ein mit herkömmlicher Bewirtschaftung kaum zu erreichender Wert. „Bei diesem Programm kann von Klimaanpassung und von Waldmanagement nicht die Rede sein, hier soll den Waldbesitzern mit der Mohrrübe steuerfinanzierter Geschenke vor der Nase die nachhaltige Nutzung von Holz als klimafreundliches Produkt ausgetrieben werden“, kommentiert Dr. Carsten Merforth, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Rohholz. Das BMUV konnte auf Nachfrage zudem nicht hinreichend darlegen, wie die Einhaltung der Kriterien, zum Beispiel der Totholzanteil oder die Naturverjüngung überprüft werden kann. Daher regt sich der Verdacht, dass es dem alten Bundesumweltministerium zudem darum ging, bestimmte kommunale Forstbetriebe, die die Vorgaben ohnehin schon erfüllen, mit Fördergeld zu versorgen; es sind reine Mitnahmeffekte auf Kosten des Steuerzahlers zu erwarten. „Am Ende wird der Gesellschaft so mit öffentlichen Mitteln der klimafreundliche Rohstoff Holz entzogen“, so Dr. Merforth weiter. Denn gerade für die Laubholz verarbeitende Industrie kulminieren Schutz- und Fördermaßnahmen zur Extensivierung der Laubwaldbewirtschaftung von der regionalen bis nun zur Bundesebene zu existenziellen Schwierigkeiten in der Rohstoffversorgung. Es gilt, dass das Anpflanzen von Laubbäumen im Übermaß gefördert, ihre Ernte vielerorts aber empfindlich eingeschränkt wird.

Die Förderrichtlinie KWM+ wurde in halbfertigem Zustand und ohne forstwirtschaftlichen oder fördertechnischen Sachverstand vor dem Regierungswechsel aus der Taufe gehoben. Die kommende Bundesregierung hat nun die Chance, diese ideologisch getriebenen zu Lasten der Wirtschaft und Gesellschaft gehenden Maßnahmen noch vor dem Erstellen erster Förderbescheide abzuwickeln und eine tragfähige Alternative zu entwickeln. „Der Investitionsbedarf in unseren Wäldern ist sehr hoch, umso wichtiger ist es, das Geld, das jetzt über die Aufstockung des Klima- und Transformationsfonds möglicherweise zur Verfügung steht, zielgerichtet zum Nutzen des Waldes und der Gesellschaft zu investieren“, so das abschließende Urteil von Dr. Merforth.